Weihnachtsbrief 2024
Liebe Köhlerfreundinnen und Köhlerfreunde!
Wenn ich jetzt meinen inzwischen zwölften und definitiv letzten Weihnachtsbrief zu schreiben beginne, muss ich fast zwangsläufig an meinen ersten Weihnachtsbrief von 2013 zurückdenken. Damals habe ich mich euch als neugewählter Präsident unseres Verbandes vorgestellt und etwas vom Werden und Wachsen meiner Leidenschaft für das Köhlerhandwerk erzählt. In gewisser Weise knüpfe ich jetzt an meinen ersten Brief von 2013 an und möchte etwas davon erzählen, was mir im Laufe meiner Präsidentenjahre im EKV ein beständig wachsendes Herzensanliegen geworden ist.
Neben all den vielen Köhlerthemen, den daraus zu bearbeitenden Aufgaben, ihrer Präsentation in der Öffentlichkeit und der Leitung unserer zunehmend grösseren und komplexeren Verbandsorganisation, hat mich in all den Jahren am meisten das Thema "Europa" beschäftigt und immer mehr in seinen Bann gezogen. Dabei denke ich weniger an das politisch verfasste Europa, sondern an den weiten und vielfältigen Kulturraum Europa. Schon als Jugendlichen hat mich dieser Horizont, der meine Herkunftsregion über Deutschland hinaus geweitet hat, fasziniert. Aber "mein" damaliges Europa Mitte der 60er Jahre war etwas völlig anderes als das Europa unserer Zeit. Damals war Europa in meinem Kopf ein auf Westeuropa begrenzter Raum, scharf abgegrenzt von den Ost- und Südosteuropäischen Ländern. Erst Jahre später habe ich mich dann intensiv mit den historischen und archäologischen Erkenntnissen zu den Wurzeln unseres heutigen Europa beschäftigt. Und das hat bestätigt, was mein Erleben schon vermuten liess: Die kulturellen und politischen Wurzeln Europas sind nicht nur im antiken Athen und Rom und nicht allein in den überlieferten jüdisch-christlichen Grundlagen zu finden! Europa ist auch wesentlich von den noch vor der griechischen Antike liegenden kulturellen Einflüssen der sogenannten Donauzivilisation, sowie den Regionen Anatoliens und Mesopotamiens grundgelegt, eingeschlossen späteren islamischen Einflüssen aus diesen Gegenden. Die Herkunft Europas wurzelt also erheblich vielschichtiger, differenzierter und bunter als ich mir in jungen Jahren vorstellen konnte. Und sie hat sich erst im Laufe der Geschichte zu dem entwickelt, was wir später als europäische Kultur und europäisches Erbe verstehen. Diese Grundlagen der europäischen Kultur verbinden uns bis heute - auch uns im EKV: "Wir leben unser Europa der Regionen" (Dritter Leitsatz des EKV, 2021)
Die entscheidende Veränderung meiner Sicht und meines Verständnisses von Europa hat ihren Grund allerdings nicht in den angelesenen historischen und archäologischen Befunden, sondern hat sehr viel mehr mit den Erfahrungen in unserem Verband zu tun. Der EKV ist ja schon seit seiner Gründung 1997 ein europäischer Verband und hat von Anfang an Mitglieder in Ost und West und Nord und Süd gehabt. Dieses für mich damals noch recht neue und auch etwas ungewohnte Europa hat mir von Beginn an gefallen. Und gefallen hat mir auch, dass unser Europa nicht an den Grenzen der EU endet, sondern auch die Schweiz und nach dem Brexit auch das United Kingdom in sich trägt. Diese Horizonterweiterung beschreibt zunächst einmal nur den Rahmen oder die Oberfläche meiner Sichtweise.
Tiefe und Fundament bekam dieses Europa für mich durch die Begegnung mit den Köhlerinnen und Köhlern aus all diesen Ländern. Und diese Jahr für Jahr intensiver werdenden Begegnungen haben meine Leidenschaft für dieses weite Europa enorm befeuert. Inzwischen zähle ich Menschen aus den unterschiedlichsten europäischen Ländern zu meinen lieben Freunden. Ihre Herzlichkeit und Liebenswürdigkeit hat mich immer wieder überwältigt, obwohl ich fremdsprachlich völlig unbegabt bin. Verstehen geht auch ohne Dolmetscher! Und ich habe mich oft gefragt, ob es mir auch nur annähernd gelingt, diese Herzlichkeit angemessen zu erwidern, wenn sie bei uns zu Gast sind. Die Vielfalt der Temperamente, Dialekte, Lebensgeschichten und Kulturen hat mir meine engen Möglichkeiten und Grenzen vor Augen geführt und diese Unterschiede gleichzeitig als ungeheure Ergänzung und Bereicherung für mich erleben lassen. Jetzt kann ich nicht anders, als klar zu bekennen, dass diese erlebte Art von Europa für mich wichtige Heimat geworden ist. Unser herzlicher Umgang, geprägt von Achtung und Wertschätzung, mit Respekt vor den unterschiedlichen Lebensgeschichten ist für mich im Kleinen durchaus ein Prototyp für das Zusammenleben in unseren Regionen und Herkunftsländern, in Europa, letztlich weltweit. Ein wirksames Gegenmodell zum derzeit weit verbreiteten Modus von Rechthaberei, Gleichmacherei, Unterdrückung vielfältiger Ideen und Meinungen. Ein Weg zum friedlichen Zusammenleben, egal wie ringsum Aggression, Gewalt und Krieg toben mögen.
Nach all dem, was ich in den Jahren im EKV erlebt habe, bin ich sehr zuversichtlich, dass diese Art des Umgangs miteinander inzwischen fest zur DNA unseres Verbandes gehört. Diese Gewissheit in Kopf und Herz werde ich mich im nächsten Sommer nach dann zwölf Jahren entspannt als Präsident verabschieden.
Meinen Nachfolgern möchte ich mit auf den Weg geben, diese Kultur der Wertschätzung in Vielfalt und Freiheit ganz oben auf ihre Prioritätenliste zu setzten, sie zu bestärken und weiter auszubauen.
Das tut nicht nur dem EKV gut, sondern ist auch mit langem Atem ein bescheidener Beitrag unseres Verbandes für ein gutes und zukunftsfähiges Europa...
In diesem Sinne wünsche ich euch und euren Familien ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr 2025.
Herzliche Köhlergrüsse und bleibt gesund...
Allzeit GUT BRAND
Karl Josef Tielke
- Präsident des Europäischen Köhlerverbandes e.V. -
Tag des immateriellen Kulturerbes am 17. Oktober 2024
Der Zwischenstaatliche Ausschuss der UNESCO hat auf seiner Tagung in Kasane, Botswana, neben Neueintragungen in das internationale Verzeichnis des immateriellen kulturerbes auch einen „Tag des immateriellen Kulturerbes“ beschlossen. Dieser soll jedes Jahr am 17. Oktober stattfinden. 2024 wird der Tag des IKE zum ersten Mal durchgeführt.
Anlässlich dieses ersten „Welttages des Immateriellen Kulturerbes“ am 17. Oktober und dem Internationalen Landschaftstag am 20. Oktober 2025 lädt der Bund Heimat und Umwelt (BHU) zu einem digitalen Workshop in die Europäische Heimatakademie ein. Dabei werden zwei traditionelle Beispiele des Kulturerbes aus dem kommenden Jahresthema “Landschaft und Energie” vorgestellt: Köhlerhandwerk und Teerschwelerei sowie die historische Haubergswirtschaft. Beide Beispiele für Immaterielles Kulturerbe sind bereits in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes eingetragen. So stellen sie beispielhaft dar, wie Immaterielles Kulturerbe Kulturlandschaft prägt. Der Bund Heimat und Umwelt (BHU) ist als einziger deutscher Verband bei der UNESCO akkreditiert und nimmt entsprechend seinen Möglichkeiten an Veranstaltungen und Aktivitäten teil. (10/24)
Europäisches Netzwerk „EU-PoTaRCh“
- Arbeitstreffen mit dem EKV -
Zahlreiche Menschen und Institutionen aus ganz Europa vernetzen sich immer intensiver, um die historische und heutige Köhlerei und Teerschwelerei, aber auch die Nutzung von Pottasche und Baumharz wissenschaftlich zu untersuchen, praktisch zu betreiben und zu entwickeln. Seit Ende letzten Jahres konnte dazu ein Projekt mit vierjähriger finanzieller Förderung der EU starten, das „Network for forest by-products charcoal, resin, tar, potash“ (Netzwerk zu den Wald-Nebenprodukten Holzkohle, Harz, Pech, Pottasche).* Die Kurzbezeichnung „EU-PoTaRCh“ ist einerseits gebildet aus den Anfangsbuchstaben der Produkte. Es steckt aber auch das „Potenzial“ und die „Brückenfunktion“ (engl. arch: Brückenbogen) der Thematik darin. An dem Netzwerk sind Forschende aus sehr verschiedenen Disziplinen, Museumsaktive, Praktikerinnen und Praktiker in Europa und darüber hinaus beteiligt. Ziel ist, die derzeitigen Herausforderungen und künftigen Perspektiven von PoTaRCh zu identifizieren und abzuschätzen, und zwar durch das Verständnis der Geschichte und der Traditionen des Kulturerbes. Dazu werden zur Zeit die z.T. verstreut vorliegenden Informationen zur historischen Produktion von PoTaRCh aus archäologischen, geschichtswissenschaft-lichen und weiteren Quellen zusammengetragen, um Forschungslücken zu finden und die Basis für weitere Forschungsförderung zu legen. In fünf Arbeitsgruppen werden auch Kenntnisse der Herstellungsmethoden in den verschiedenen europäischen Regionen gesammelt und wiederum die Brücke zu den heutigen Materialwissenschaften gebaut, die an nachhaltigen Materialien aus erneuerbaren Ressourcen forschen. Die Arbeitsgruppen sind: 1. Erbe, 2. Analytische Charakterisierung, 3. Archäologie, 4. Umweltgeschichte, 5. Zukunftsperspektiven.
Um hier die Rolle des Europäischen Köhlerverbandes zu besprechen, fand ein Treffen zwischen EKV-Präsident Karl Josef Tielke und EKV-Vizepräsident Josef Gilch und Oliver Nelle, Mitglied der Steuerungsgruppe der EU-COST Action, in Kümmersbruck in der Oberpfalz statt. Der EKV ist über seinen Präsidenten Mitglied des Netzwerkes und hat eine herausragende Bedeutung für die Verbindung zwischen Forschung und Praxis. Wir besprachen Mitwirkungsmöglichkeiten der Mitglieder des EKV an Treffen des PoTaRCh-Netzwerkes, Praktika für Wissenschaftler am Meiler, ein allen Mitgliedern zugängliches Archiv von Dokumenten im Internet, die Beteiligung an Publikationen und vieles mehr. Wir freuen uns nun auf die gestärkte Zusammenarbeit. Sehr willkommen sind weitere Köhlerinnen und Köhler, die gern Mitglied im PoTaRCh-Netzwerk werden können. Eine Mitgliedschaft ist kostenlos, Mitglieder erhalten Informationen zu den Aktivitäten im Netzwerk (Treffen, Einladungen zu Feldwochen, Informationen zur Mitarbeit an gemeinsam erstellten und im Kollektiv gezeichneten Publikationen, etc.).
Nach unseren positiven Gesprächen in angenehmer Atmosphäre besuchten wir noch auf einer Exkursion das Unternehmen Carbon Cycle in Rieden sowie historische gemauerte Retortenmeiler aus dem 2. Weltkrieg. Vielen Dank Josef für die Organisation vor Ort!
Kontakt und Informationen zu EU-COST Action „PoTaRCh“: www.potarch.eu, Oliver Nelle, oliver.nelle@gmx.de (10/24)
"Am Meiler..."
Rechtzeitig vor dem Einstieg in die zweite Halbzeit der diesjährigen Meilersaison erweitert der EKV seine Palette von Publikationen und Handreichungen um ein neues Produkt, das sich schwerpunktmäßig an Vorschul- und Grundschulkinder mit Eltern und Grosseltern wendet:
„Am Meiler“ heisst das neue Bilderlegespiel (im Volksmund meist „Memory“ genannt). 35 farbige Fotomotive (also 70 Spielkarten im Format 6x6 cm) zeigen alle Stadien des Meilerbaus, der Meilerarbeit und der Ernte der Holzkohlen. Ein ergänzender Flyer erläutert anhand der Fotos in kindgemäßer Sprache die Arbeit der Köhlerinnen und Köhler am Meiler durch alle Arbeitsphasen. Spielkarten und Flyer sind in einem schwarzen Jutebeutel (19x14 cm mit Kordelzug) verpackt.
Mit diesem Spiel können Kinder mit ihren Eltern, Grosseltern usw. spielerisch die Arbeit am Meiler nachvollziehen oder vertiefen. Es eignet sich sehr gut zur Vorbereitung oder auch Nachbereitung eines Besuches am Meiler, durchaus auch in Kindergartengruppen und Grundschulklassen einsetzbar. Auch eine gute Möglichkeit für Köhlerinnen und Köhler Kindern das Köhlerhandwerk lebendig nahezubringen. Für Eltern, Grosseltern, Verwandte und Freunde ein praktisches Mitbringsel vom Köhlerfest oder einer Meilerwoche…
Das Komplettpaket kann ab sofort zum Preis von 9,50 € pro Stück zzgl. Versandkosten bestellt werden bei Karl Josef Tielke, Liethberg 20 A, 33178 Borchen, tielke-borchen@t-online.de
Es wäre schön, wenn diese Spiele schon bei den noch anstehenden Köhlerfesten/Meilerwochen in der zweiten Halbzeit der diesjährigen Meilersaison zum Einsatz kämen… (06/24)
Zur Verkohlung des Holzes in traditionellen Erdmeilern in Deutschland
Zur Halbzeit der diesjährigen Meilersaison stellen wir ein neues Merkblatt des EKV „Zur Verkohlung des Holzes in traditionellen Erdmeilern in Deutschland“ vor.
Vielen Besuchern unserer Meiler ist überhaupt nicht bekannt, was bei der Verkohlung in einem Erdmeiler abläuft. Und so wundert es nicht, dass allerlei Vermutungen, Spekulationen und Befürchtungen angestellt werden, insbesondere welche möglichen Gefahren von einem Erdmeiler ausgehen. Um dem argumentativ mit gemeinsamer Perspektive entgegen zu wirken, haben wir dieses Merkblatt erstellt, das möglichst verständlich die Abläufe am Meiler erklärt. Selbstverständlich ist das stark vereinfacht und müsste wesentlich differenzierter dargestellt werden. Aber für eine erste Erklärung sollte es reichen. Und alle Feinheiten erklären eh am besten die Köhler und Köhlerinnen direkt am Meiler... Da die rechtlichen Grundlagen sich von Land zu Land unterscheiden, haben wir uns auf die in Deutschland geltenden Regelungen beschränkt.
Die zugehörige Datei des Merkblattes findet ihr in der Rubrik „Grundlagen/Literatur“ unter dem Stichwort „Handwerkstechnik“. Ihr könnt sie gern ausdrucken und bei euren Köhlerfesten, Meilerwochen usw. zur Verteilung bringen.
Im Vorstand des EKV waren wir uns einig, dass wir unser Köhlerhandwerk in all seinen Facetten verstärkt und offensiv öffentlich darstellen wollen, um mehr Verständnis und Unterstützung in der Öffentlichkeit zu bekommen. In Kürze werden wir daher ein weiteres Merkblatt zum Köhlerhandwerk als immaterielles Kulturerbe zur Verfügung stellen. In den nächsten Tagen stellen wir euch auch ein erstmalig erstelltes Bilderlegespiel (im Volksmund „Memory“) „Am Meiler“ für Kleine und Grosse vor…
So können wir gut vorbereitet in die zweite Halbzeit der diesjährigen Meilersaison gehen!!!
Dazu wünsche ich euch gutes Gelingen und allzeit GUT BRAND… (06/24)
Starker Auftakt des Köhlerjahres 2024
Zur 26. EKV-Präsidiumssitzung kamen Vorstand und Beisitzer vom 21. - 24. März in Tharandt (Nähe Dresden) zusammen. Zehn Jahre nach der Anerkennung von Köhlerhandwerk und Teerschwelerei als immaterielles Kulturerbe in Deutschland standen wichtige Themen zur Beratung und Entscheidung an. So wurde das 14. Europäische Köhlertreffen 2023 in Erlinsbach (Schweiz) nachbereitet, und Sepp Gilch berichtete über den aktuellen Vorbereitungsstand für das 15. Europäische Köhlertreffen vom 03. - 06. Juli 2025 in Ebermannsdorf (Bayern). Die dort anstehende Mitgliederversammlung mit Neuwahl des Vorstandes und des Präsidiums wurde im Vorstand ausgiebig beraten, u.a. wird dort ja meine Nachfolge gewählt. Das Procedere bis dahin wurde im Präsidium einvernehmlich festgelegt. Einen breiten Raum in der Präsidiumssitzung nahm eine Analyse der seit etwa 2020 häufiger verfügten Brand- und Umweltschutzbeschränkungen für die Köhlerei mit traditionellen Erdmeilern in einigen europäischen Ländern und Regionen ein. Wir werden zu diesen Fragen eine qualifizierte Argumentation erstellen, die sowohl das technische Verfahren der Pyrolyse des Holzes (= kein offenes Feuer!) im Meiler, wie auch den zugesagten Schutz der Unterzeichnerstaaten der UNESCO-Vereinbarung von 2003 für das anerkannte immaterielle Kulturerbe erläutert. Über das interdisziplinäre, europaweite Forschungsprojekt „EU-PoTaRCh“ (= Pottasche, Teer, Harz und Holzkohle) mit dem Ziel, einen europaweiten Wissenspeicher zu diesen Wertstoffen zu erstellen, wurde intensiv beraten. Trotz unserer begrenzten ehrenamtlichen Ressourcen werden wir mitwirken, zumal wir als europaweiter Fachverband von den Initiatoren ausdrücklich eingeladen wurden, unser anerkanntes fundiertes KnowHow einzubringen.
Für 2024 wurden einige Arbeitsvorhaben beschlossen wie z.B. die Erstellung eines Foto-Legespiels (im Volksmund „Memory“ genannt) zur Köhlerei für Vor- und Grundschulkinder. Das 20. Heft unserer Schriftenreihe soll unter dem Arbeitstitel „Neue Beiträge zur Geschichte der Köhlerei und Teerschwelerei“ Themen behandeln wie: Mensch und Feuer, Geschichte der Köhlerei durch die Jahrtausende, Von der Köhlerei zur Kokerei, Geschichte der Fachliteratur zur Meilerköhlerei von den Anfängen bis in’s 19. Jahrhundert, und Technische Varianten, Teer zu schwelen. Eine Präsentation von Sepp Gilch kündigte ein nachfolgendes Forschungsprojekt an - die vielen ungeklärten Fragen um die gemauerten Meileröfen aus der Zeit des 2. Weltkrieges. Die Vorstandsmitglieder besuchten noch den Campus Tharandt, die Nachfolgeinstitution der früheren Forstakademie (seit 1811) und tauschten sich mit Prof. Dr. Markus Rüggeberg aus, dem neuen Lehrstuhlinhaber für Forstnutzung - engere Zusammenarbeit nicht ausgeschlossen! Natürlich sind wir auch in die regionale Kultur eingetaucht: Köhleressen am Meilerplatz, Wanderung durch den Tharandter Wald, Denkmalhalle Döhlen, Bergbauschauanlage Schloss Burgk. Der Abschlussabend war geprägt von unserer europäischen Köhlerherzlichkeit und vielen Gesprächen. Ein Höhepunkt war die Begegnung mit dem Schirmherrn der Tage in Tharandt, dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. Dieser wusste mit aufmerksamem Zuhören, argumentativer Gesprächsführung, verständlicher Sprache und Begegnungen auf Augenhöhe auch bisherige Skeptiker zu überzeugen. Da wir Köhler ja Meister der Transformation sind, die Holz zu Holzkohle transformieren können, war es nicht überraschend, dass es an diesem Abend gelungen ist, den Ministerpräsidenten Kretschmer zum Köhlerfreund Michael zu transformieren. Das mit Freude angelegte und getragene rote Köhlerhalstuch dokumentiert dies offensichtlich. Die Köhlerfreundinnen und Köhlerfreunde des Meiler Tharandt e.V., stellvertretend Michael Richter, Katrin Vogt und Bernd Papperitz, waren überaus herzliche Gastgeber, die diese Tage zu einem erneut unvergesslichen Erlebnis regionaler und europäisch vernetzter Köhlerkultur werden liessen - Ihnen ein grosser Köhlerdank!!! Und dann gab es am späteren Abend noch erste Planungsabsprachen für die 27. Präsidiumssitzung 2025 in Nova Gorica (Slowenien) mit Marija Imperl…
Allzeit GUT BRAND!!!
Karl Josef Tielke
- Präsident des Europäischen Köhlerverbandes e.V. -
(Die Fotos von Marija Imperl, Joze Prah und Teresa Tielke lassen euch alle im Nachhinein dabeisein und sind unter "Filme und Fotos" im Menüpunkt "Publikationen" zu finden.)
„Über die Verkohlung des Holzes in Gruben“
- so heisst das Heft 19 unserer freien Schriftenreihe, das pünktlich zum 14. Europäischen Köhlertreffen in Erlinsbach erschienen ist. Wenn wir uns mit diesem Heft daran machen, praktische Verfahren der Verkohlung von Holz in Grubenmeilern experimentell zu beschreiben, begeben wir uns auf nahezu unbekanntes Land, denn die Technik der Grubenköhlerei ist schon lange aus der Übung gekommen. Und so verstehen sich auch die Beiträge dieses Heftes als Versuche mit offenem Ausgang, der Praxis der Grubenköhlerei auf die Spur zu kommen.
Vorgestellt werden drei Versuche mit unterschiedlichen Varianten:
- Thomas Faißt, Baiersbronn, beschreibt das Grubenmeiler-Experiment im Campus Galli;
- Josef Gilch, Ebermannsdorf, stellt eine experimentelle Betrachtung über zwei Grubenmeiler in Ebermannsdorf vor;
- Martial Acquarone, Ste Croix De Quintillargues (Frankreich) resümiert seine mehrjährigen Erfahrungen mit unterschiedlichen Varianten von Grubenmeilern.
Abgerundet werden dieses Praxisberichte durch eine Zusammenstellung von wichtigen Quellen der Grubenköhlerei in alten Fachbüchern zur Köhlerei.
Ich bin froh und dankbar über die Bereitschaft der drei Autoren, ihre Erfahrungen auf der Suche nach einer vergessenen (vielleicht sogar verlorenen) Technik der Köhlerei zur Verfügung und sich einer hoffentlich einsetzenden Fachdiskussion unter Expertinnen und Experten der aktuellen europäischen Köhlereiszene zu stellen. Einen grossen Köhlerdank für eure historische Neugier und das erkennbar gute Knowhow!!!
Das Heft kann bei mir bestellt werden (tielke-borchen@t-online.de). Der Preis beträgt 9,00 € zzgl. Versandkosten.
Allzeit GUT BRAND…
Karl Josef Tielke
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